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[05.04.2024] Hoffnungsträger – zwischen Mauern und Visionen

Martin Pfuff moderiert einen Diskussionsabend mit Ali Keramati, Claus Pfuff (Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes) und dem Publikum.
Martin Pfuff moderiert einen Diskussionsabend mit Ali Keramati, Claus Pfuff (Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes) und dem Publikum.

Mit unterschiedlichsten Erwartungen kamen über dreißig Gäste zu einem Diskussionsabend mit dem Titel „Hoffnungsträger – zwischen Mauern und Visionen“, zu dem die KAB „Hand in Hand“ und der Pfarrgemeinde ins Rotter Pfarrheim geladen hatte. Kann Migration eine Bereicherung sein, oder ist sie eine Herausforderung? Schnell wurde klar, dass beides zutrifft.

Claus Pfuff, Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes, kam gleich zur Sache und hielt den Teilnehmern vor Augen, dass unbedingt darauf achten sei, Sachverhalte klar zu benennen. So muss immer definiert sein, ob man von Asylsuchenden, Arbeitssuchenden, Migranten oder Flüchtlingen spricht. Oberflächliche Behauptungen und Vermischungen brächten uns alle nur in Schwierigkeiten. Einen kleinen Einblick geben folgende Zahlen:

Ende 2022 waren 108,4 Mio Menschen auf der Flucht, Mitte Juni 2023 110 Mio, Ende September 2023 114 Mio. Davon sind etwa 40% Kinder. 70% gehen in Nachbarländer. 404 Tsd konnten 2022 in ihre Heimat zurückkehren.
Insgesamt wurden nur 36,4 Mio als Flüchtlinge von der UNHCR registriert. Hauptaufnahmeländer sind: Türkei, Iran, Kolumbien, Deutschland, Pakistan.
Hauptherkunftsländer sind: Syrien, Ukraine, Afghanistan, Venezuela, Süd/Nordsudan.
In Deutschland leben ca. 2,1 Mio Flüchtlinge und Asylsuchende, davon sind 1,1 Mio Kriegsflüchtlinge, vor allem aus der Ukraine. 44% davon bringen durch Krieg und Flucht gesundheitliche Probleme mit.
2023 wurden 351.915 Asylanträge gestellt. Bei weniger als einem Drittel wurde positiv beschieden.

Nach der Einführung in das komplexe Thema durch Claus Pfuff, trat die Hauptperson des Abends Ali Keramati in den Mittelpunkt. In einem kleinen Film stellte er sich und seine Geschichte kurz vor. Danach gab er folgendes Statement ab: „Als ich schließlich meinen Aufenthaltstitel erhielt, war meine Freude groß, doch bald wurde mir klar, dass wahre Freiheit nicht durch ein Stück Papier oder eine Genehmigung erreicht werden konnte. Ich strebte nach mehr, nach Selbstverwirklichung und der Nutzung der mir gebotenen Chancen, um mein neues Leben besser zu verstehen. Ich erkannte, dass ich in Deutschland nicht nur Rechte hatte, für die ich kämpfen konnte, sondern vor allem Menschen, die mich unabhängig von meiner Herkunft, meinem Aussehen, meiner Religion und meinem Geld unterstützten, sahen und respektierten.“   

Weiterhin stellte er fest, dass er auf seinem 7 Jahre langen Weg bis hin zur Anerkennung ohne engagierte Helfer in Deutschland keine Chance gehabt hätte. Auf eine Frage aus dem Publikum, ob er des Geldes wegen nach Deutschland gekommen sei, antwortete er: „Eigentlich wollte ich nach England, da ich hier Bekannte habe. Über viele Umwege kam ich schließlich nach Deutschland. Um Geld zu verdienen wären andere Länder weitaus interessanter.“ „Ohne ständigen Kontakt mit seiner Familie im Iran, hätte er diese Zeit nicht aushalten können“. Irritiert war Ali auch über unser Wissen um sein Heimatland, den Iran. Geduldig beantwortete er viele Fragen und bestätigte sogar die Behauptung einer Teilnehmerin, dass viele seiner Anwärterkollegen:innen gerade im Pflegebereich „ohne gerechten Lohn“ arbeiten.

Sein Wunsch und Vorschlag wäre, das Anerkennungssystem in einen Stufenplan zu überführen, dessen Phasen klar mit Auflagen besetzt sein müssen, aber selbstständig und menschenwürdiger „abgearbeitet“ werden dürfen. Am Ende jeder Stufe wird dann gerecht entschieden, ob man würdig sei oder nicht. In jedem Fall fiele man nicht so leicht in das frustrierende Tief, wo „nichts passiert“. Auch eine Besonderheit für Deutschland gälte es noch zu beachten. So seien Asylsuchende per se schon „Straftäter“, da fast jeder bei Ankunft schon unerlaubt die EU-Außengrenze überschritten hat bzw. „durchgeschoben“ wurde.

Fazit: Im Allgemeinen urteile man zu viel und zu schnell, vergessen wird oft die notwendige Recherche. Leider wird auch die Berichterstattung und gesellschaftliche Diskussion dem Faktencheck nicht gerecht. Entscheidend seien allein korrekte Fakten und der „gute Wille“. Es müsse jedem bekannt sein, dass wir eine Menge an Hausaufgaben zu erledigen haben, um eine für beide Seiten sinnige und faire „Empfangskultur“ auf die Beine zu stellen, beginnend bei uns selbst, über Behörden und bis hin zur Staatsregierung. Dazu gehört auch das Vermeiden unsinniger Einwanderungsversuche, eine echte Hilfe für arme Länder, eine zeitnahe Rückführung von Menschen, die Recht und Gesetz, unsere Sprache und Kultur nicht achten. Es gäbe viele gute Beispiele wie Ali, die unserer Gesellschaft einen guten Dienst erweisen und über die wir uns freuen dürfen. Klagen sollten wir auch, aber vorwiegend über unsere Unzulänglichkeiten.

[09.03.2024] 50. Jahreshauptversammlung der KAB Rott

Jubilare von links: Johann Blank, Ludi und Bruno Keller, Martin Pfuff, Anni Böck und Johanna Hirschauer.
Anwesende Jubilare (von links): Johann Blank, Ludi und Bruno Keller, Martin Pfuff, Anni Böck und Johanna Hirschauer.

Diesmal fand die Jahreshauptversammlung der Rotter KAB “Hand in Hand” seinen Beginn erstmals schon um 17 Uhr, was aufgrund der Rückmeldungen gut ankam. Der Mitgliederstand blieb bei 62 Personen, ohne Veränderung bei einem Altersdurchschnitt von 60. Aus den Berichten ging hervor, dass das Veranstaltungsangebot zum Vorjahr wieder erheblich gesteigert werden konnte (siehe Punkt Termine). Zusätzlich soll im Herbst noch ein Vortrag über “Häusliche Pflege” aufgenommen werden. Die Ortsverbandskasse zeigte aufgrund der großen Jubiläumsfeier im letzten Jahr ein begründetes Minus zum Vorjahr, was aber niemanden störte (einstimmige Entlastung).

Zwischenzeitlich wurde ein Imbiss serviert, der gut ankam. Hier hatte das Leitungsteam auch Zeit, um die umfangreichen Ehrungen vorzubereiten. Mit wunderschönen Geschenkkörben, Urkunden und Nadeln wurden folgende Mitglieder geehrt (teilweise verhindert):

Für 50 Jahre Mitgliedschaft: Johann Blank, Ludi und Bruno Keller, Anni und Alois Böck
Für 25 Jahre Mitgliedschaft: Johanna Hirschauer, Christine und Johann Meichelböck, Christine und Martin Pfuff

Raphael Zikesch begeisterte die Versammelten mit neuen Informationen zur KAB und seinem inspirierendem Wesen.
Raphael Zikesch begeisterte die Versammelten mit neuen Informationen zur KAB und seinem inspirierendem Wesen.

Ralph Zikesch vom KAB-Sekretariat in Weilheim stellte sich uns zuerst vor, da er erst im letzten Jahr zu uns kam. Er übermittelte auch herzliche Grüße von seiner Vorgängerin Petra Reiter. Auf eine erfrischende, dynamische und inspirierende Art und Weise ging er dann auf die “vier Säulen” der KAB (Christliche Verbandsarbeit | Bildung | Beratung | Interessenvertretung) ein, kündigte viele Neuerungen im gesamten Bundesverband an und warb für die vielen Veranstaltungen aus dem Programmheft der KAB (darunter viele für Familien und alleinerziehende Mütter).